Florian Pronold, Vorsitzender der BayernSPD, hat am Freitagnachmittag den Josef-Felder-Preis an das Bürgerforum Gräfenberg überreicht. Bei der Preisverleihung im Dokumentationszentrum Reichsparteitaggelände in Nürnberg würdigte Pronold das zivilgesellschaftliche Engagement der Gräfenberger: „Die NPD hat in Gräfenberg über Jahre hinweg monatlich einen Aufmarsch zum Kriegerdenkmal gemacht und nicht nur das Ansehen, sondern auch den Zusammenhalt in dem Ort gefährdet. Seinerzeit haben sich Menschen aus unterschiedlichen Institutionen und Einrichtungen sowie Einzelpersonen zusammen geschlossen in dem Bürgerforum Gräfenberg mit dem Ziel deutlich zu machen, dass Gräfenberg nicht braun ist sondern bunt. Und sie waren bereit, Gesicht zu zeigen, auch in Situationen, in denen viele Angst hatten, dass es zu entsprechenden Repressionen kommen könnte. Das tolle: Das Bürgerforum Gräfenberg hat länger durchgehalten, als die braunen Horden. Ich freue mich, dass sie weiter durchhalten mit ihrem Engagement gegen Rechtsextremismus und für Demokratie und Menschlichkeit.

Pronold hatte zuvor darauf hingewiesen, dass es immer wieder eine „signifikante Zunahme von rechtsextremen Gewalttaten gegeben hat, wenn aus der Mitte des demokratischen Parteienspektrums dieselben rechtsradikalen Parolen gekommen“ sind. „Die Täter agieren aus dem Gefühl heraus, dass sie glauben den Willen einer schweigenden Mehrheit nachzukommen. Deshalb ist das zivilgesellschaftliche Engagement unverzichtbar, sagte Pronold weiter.

Mit dem Josef-Felder-Preis, der insgesamt mit 2500 Euro dotiert ist, wurde neben dem Bürgerforum Gräfenberg auch die „antifaschistische dokumentations-, informations- und archivstelle München“ (a.i.d.a.) ausgezeichnet. Pronold erneuerte in diesem Zusammenhang seine Kritik an der Praxis des Verfassungsschutzes. Immerhin habe a.i.d.a. bereits zum vierten Mal erfolgreich gegen den Freistaat geklagt, weil dieser die Archivstelle als linksextrem im Verfassungsschutzbericht erwähnt hatte. Pronold: „Das ist der Beweis dafür, dass wenigstens bis zum Bekanntwerden der schrecklichen Mord-Serie der NSU, viel zu oft auf der falschen Seite geschaut wurde.“

Karin Bernhard, Rudolf Schäfer und Marta Schmidt vom Bürgerforum Gräfenberg nahmen den Preis in Gegenwart von mehr als 100 geladenen Gästen in Empfang. Unter ihnen war die frühere Landesvorsitzende der BayernSPD und Bundesfamilienministerin Renate Schmidt, die Bundestagsabgeordneten Günter Gloser und Marlene Ruprecht, die frühere Bundestagsabgeordnete Heide Mattischek, die Landtagsabgeordneten Angelika Weikert und Dr. Christoph Rabenstein, der Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg und SPD-Stadtrat Arno Hamburger sowie Vertretern von sämtlichen Initiativen und Organisationen gegen Rechts in Franken. Der Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly Maly betonte in seinem Grußwort, wie wichtig es ist, im Kampf gegen den Rechtsextremismus auch in Zukunft nicht nachzulassen.

Josef Felder war einer der 94 Sozialdemokraten im Berliner Reichstag, die 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz stimmten, 1934 wurde er inhaftiert und bis 1936 im KZ Dachau festgehalten. Nach 1945 war Josef Felder unermüdlich als Zeitzeuge unterwegs, um das demokratische Bewusstsein der jungen Generation zu stärken.