Erfahrungsbericht von Fares Kharboutli der eine vierwöchige Hospitanz im Berliner Abgeordnetenbüro von Florian Pronold absolvierte.

„Wer über Politik berichten will, der sollte wissen, was sich hinter den Kulissen abspielt. Aus diesem Grund lud die Friedrich-Ebert-Stiftung Nachwuchsjournalisten aus ganz Deutschland zu einem Hospitanzprogramm ins politische Berlin ein.

Dabei hatten die Teilnehmer nicht nur Gelegenheit, in zahlreichen Hintergrundgesprächen mit Politikern und Journalisten zu diskutieren, sondern auch, vier Wochen lang in einem Abgeordentenbüro mitzuarbeiten. In meinem Fall: bei Florian Pronold, dem bayerischen Landesvorsitzenden der SPD.

Schwerpunkt seiner politischen Arbeit in Berlin ist die Verkehrspolitik – ein Themenfeld, das in der Öffentlichkeit vergleichsweise wenig Beachtung findet, Aufreger wie Stuttgart 21 mal ausgenommen. Ansonsten heißt es zumeist: zu komplex, zu sperrig, zu dröge. Dabei ist die Bedeutung von Infrastruktur für eine Gesellschaft wohl unbestritten. Im Rahmen der Hospitanz konnte ich Florian Pronold zu einigen Terminen auf diesem Gebiet begleiten – von der Betriebs- und Personalrätekonferenz der Deutschen Bahn bis hin zu internen Koordinierungsrunden. Mein Fazit: komplex ja, dröge nur selten. Denn am Beispiel dieses Politikfeldes lässt sich meines Erachtens sehr gut nachvollziehen, wie Entscheidungsprozesse in der Praxis vonstatten gehen und warum Kommunikation in der Politik so wichtig (und schwierig) ist – Fragen, die mich als Journalisten und Politikwissenschaftler mit Forschungsschwerpunkt „Politische Kommunikation“ natürlich besonders interessieren.

Auch in die tägliche Arbeit des Abgeordnetenbüros wurde ich miteingebunden. So durfte ich bei der inhaltlichen Vorbereitung von Terminen mitwirken und Verbesserungsvorschläge für die Seite „Der gläserne Abgeordnete“ einbringen – sozusagen mit dem kritischen Blick von außen. In Gesprächen mit den Büromitarbeitern (die, nebenbei erwähnt, immer ein offenes Ohr hatten) konnte ich außerdem viel Neues über die Arbeitsabläufe im „Kosmos Bundestag“ erfahren; auch Florian Pronold selbst nahm sich gleich zu Beginn meiner Hospitanz die Zeit für ein ausführliches Gespräch.

Besonders in Kombination mit dem umfassenden Rahmenprogramm der Friedrich-Ebert-Stiftung empfand ich die vergangenen vier Wochen als überaus gewinnbringend. Zudem hatte ich das Glück, in einer politisch sehr spannenden und ereignisreichen Zeit im Bundestag zu hospitieren, denn inmitten der Haushaltsdebatten blickte das politische Berlin gespannt nach Karlsruhe, wo die Verfassungsrichter das ESM-Urteil verkündeten. Wie Politik und Medien darauf reagierten, konnte ich aus nächster Nähe mitverfolgen.

Was am Ende allerdings genauso in Erinnerung bleibt, ist der politische Alltag in Berlin. Der besteht bisweilen aus zähen Verhandlungen, viel Händeschütteln und noch mehr Detailarbeit. Das mag keine bahnbrechend neue Erkenntnis sein – aber zumindest eine, die man sich immer mal wieder ins Gedächtnis rufen sollte.“