Das CSU-Betreuungsgeld ist ein Etikettenschwindel. Das Geld wird nicht für bessere Betreuung bezahlt. Es ist eine Fernhalteprämie damit ein Kind einen kommunalen Kinderbetreuungsplatz nicht in Anspruch nimmt. Dafür werden zwei Milliarden Euro verschwendet – Geld, das dringend für bessere Kinderbetreuung benötigt wird. In Deutschland fehlen 220.000 Kitaplätze. In Bayern ist die Situation besonders schlecht, denn Bayern liegt im bundesweiten Vergleich im letzten Drittel (nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes von dieser Woche). Für Familien im ländlichen Raum ist dies eine Katastrophe.

Oft müssen beide Eltern arbeiten, um die Familie finanziell halbwegs über die Runden zu bringen. Die Zeiten, in denen die Großeltern die Betreuung der Kleinen übernehmen konnten, sind längst vorbei. Für alle Kinder muss ein ausreichendes und qualitativ hochwertiges Angebot an Betreuungsplätzen zur Verfügung stehen. Nur dann haben Eltern eine echte Wahlfreiheit, zwischen Beruf und Kinderbetreuung oder der Erziehung ihres Kindes zu Hause.

Das Betreuungsgeld ist auch bildungspolitisch der völlig verfehlte Weg. Es schafft für Eltern mit niedrigen Einkommen einen finanziellen Anreiz, den Betreuungsplatz ihres Kindes gegen Bargeld einzutauschen. Dabei sind gerade für Kinder aus sozial benachteiligten Familien frühe Bildung, Spracherwerb und soziale Integration die Grundlagen für Erfolg in der Schule.

Die einzige Partei in Deutschland die das Betreuungsgeld will, ist die CSU. Sie geht damit völlig an den Bedürfnissen junger Familien in Bayern vorbei, die mit Mehrheit das Betreuungsgeld ablehnen. Die CSU ignoriert alle warnenden Stimmen von Experten und Verbände. Seehofer und die CSU hoffen, dass durch ein vom Bund bezahltes Betreuungsgeld die Nachfrage nach fehlenden bayerischen Kita-Plätzen zurückgeht. Mit ihrer Haltung ist die CSU auf dem Holzweg. Nach der Regierungsübernahme wird die SPD das unsinnige Betreuungsgeld wieder abschaffen und stattdessen für einen verstärkten Ausbau der Kitaplätze sorgen.

(erschienen am 09.11.2012 in der Passauer Neuen Presse)