Einen „ungefilterten“ Einblick in die Pflege erhielt Florian Pronold bei seinem Praxistag im Christanger-Heim in Postmünster. Der SPD-Bundestagsabgeordnete begleitete Pfleger Jonathan bei seiner Schicht. „Mein höchster Respekt für die Menschen, die in der Pflege tätig sind. Alle hier machen das mit großer Freude.“

Beim anschließenden Fachgespräch mit Diakonie-Geschäftsführer Thorsten Kilwing, Pflegedienstleiterin Marianne Jäger und Vertretern des SPD-Kreisverbands war man sich einig, dass der bürokratische Aufwand reduziert werden müsse, damit mehr Zeit für die Menschen bleibe. Die Demenz müsse in der Pflegeversicherung stärkere Berücksichtigung finden. Es sei eine breite Diskussion über die Finanzierung nötig und eine Pflegereform, die den Namen auch verdiene. „Wir brauchen eine Wertediskussion – was ist uns die Pflege von älteren Menschen wert“, war das Fazit der Gesprächsrunde.

Geschäftsführer Kilwing, der den Rollentausch von Politikern begrüßt, betonte: „Wir beschönigen nichts. Wir wollen politisch Verantwortlichen zeigen, wie es an der Basis aussieht.“

Bei seinem Praxistag erfuhr der Abgeordnete, dass Pflegeheime sich um Quarantäne-Patienten kümmern, die mit multiresistenten Keimen aus Krankenhäusern entlassen werden. Dies sei ein enormer zusätzlicher, nicht vergüteter Aufwand für die Träger und für die Beschäftigten. Florian Pronold sprach sich für die Bürgerversicherung und höhere Beiträge in der Pflegeversicherung aus. „Wer behauptet, dass gute Qualität in der Pflege ohne Beitragserhöhung möglich ist, der lügt die Menschen an“, so der Abgeordnete.

Bezirkstagskandidat Benjamin Lettl, der selbst in einem sozialen Beruf arbeitet, sprach die Entwicklung von Software zur Vereinfachung der Dokumentation an, die vorangetrieben werden müsse. Kreisrat Dr. Hans-Georg Wesemann und Pflegedienstleiterin Marianne Jäger gaben jedoch zu bedenken, dass in vielen Fällen noch immer die Unterschrift eines Arztes auf Papier erforderlich sei. Die vollständig papierlose Bearbeitung sei daher in der Pflege noch nicht zu realisieren. Technik ersetze auch nicht die Arbeit der Fachkräfte. Der Beruf müsse attraktiver werden, sonst drohe in wenigen Jahren Fachkräftemangel, war man sich einig.

Bild: Der Abgeordnete in Arbeitskleidung (4. v.l.) mit Geschäftsführer Thorsten Kilwing (2. v.l.), Pflegedienstleiterin Marianne Jäger (4. v.r.) und den Vertretern des SPD-Kreisverbands (von links): Bezirkstagskandidat Benjamin Lettl, Landtagskandidatin und Kreisvorsitzende Marion C. Winter, dem Fraktionsvorsitzenden im Kreistag Kurt Vallée, dem Pfarrkirchener Ortsvorsitzenden Rainer Niedermeier und Kreisrat Dr. Hans-Georg Wesemann.