Der SPD-Politiker aus dem Bundes-Umweltministerium informiert sich über das Biotop „Alte Schachtel“ und die Entwicklung rund um den Bahnhof.
Umweltstaatssekretär Florian Pronold kam auf Einladung der Gemeinde nach Klosterlechfeld, um sich vor Ort über die Entwicklungsmöglichkeiten einer ländlichen Kommune zu informieren. Begleitet wurde er von der stellvertretenden Landrätin Sabine Grünwald und den Landtagskandidaten Fabian Wamser aus Schwabmünchen, sowie Tobias Rief aus dem Wahlkreis Dillingen. Der Landtagsabgeordnete Herbert Woerlein aus dem Wahlkreis Augsburg-Land konnte wegen Terminen im bayerischen Landtag nicht teilnehmen. Nachdem Bürgermeister Rudolf Schneider die Geschichte und die aktuelle Situation der Gemeinde Klosterlechfeld vorstellte, trug sich Pronold in das Goldene Buch ein. Danach leitete der Bürgermeister zum Schwerpunktthema „Umwelt und Naturschutz“ über.
Werner Burkhart stellte den Landschaftspflegeverband (LPV) des Landkreises Augsburg vor, dessen Geschäftsführer er seit 1992 ist. Seine Dienststelle befindet sich in der ehemaligen Landwirtschaftsschule in der Feyerabendstraße in Schwabmünchen. Mit finanzieller Unterstützung des Landkreises und durch Landes- und Bundesmittel sichert der Verband mehrere Biotope auf Flächen, die nicht oder nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden und kämpft durch Anlage von Blühstreifen gegen das Insektensterben an. Mit einer kurzen Wanderung stellte Burkhart das 2,6 Hektar große Naturdenkmal „Alte Schachtel“ südlich des Sportgeländes vor. Diese Vertiefung entstand in den 1930-er Jahren beim Kiesabbau für die Munitionsbahn des Fliegerhorstes Lechfeld. Nach dem Krieg diente die Grube als erster Fußballplatz des TSV Klosterlechfeld. Danach wurde sie als Moto-Cross-Gelände arg ramponiert. Da aber niemals Kunstdünger eingesetzt wurde, blieb die Blütenpracht des Magerrasens bis heute erhalten.
Seit 1980 wird die Fläche als Naturdenkmal geschützt und die Vielfalt gefährdeter Tiere und Pflanzen vor dem Aussterben bewahrt. Heute ist die „Alte Schachtel“ ein artenreiches Trittsteinbiotop mit über 40 Tier- und Pflanzenarten, die auf der Roten Liste stehen. Dazu gehören die blauflügelige Ödlandschrecke, die Orchideenart Kleines Knabenkraut, sowie die Scheiden-Kronwicke mit dem hier größten Vorkommen am bayerischen Lech. Der Landschaftspflegeverband hat einen neuen Blühstreifen entlang der Schwabstadler Straße angelegt. Dort durfte der Staatssekretär aus dem Umweltministerium eigenhändig eine Fläche mit einer individuell zusammengestellten Blumenwiesenmischung aus zertifiziertem Saatgut mit rund 25 Arten nur regional vorkommender Wiesenblumen und Gräsern wie Wiesen-Salbei, Flockenblumen, Margeriten, Glockenblumen, Wilde Möhre oder Blauer Natternkopf einsäen. Dieses LPV-Projekt hat die Umwandlung monotoner Rasenflächen in Blühweisen und den Insekten/Bienenschutz zum Ziel. Das Projekt läuft seit 2016 unter dem Titel „Farbe ins Einheitsgrün – Blühstreifen auf kommunalen Grünflächen“. Der LPV ist Mitinitiator der Allianz „Augsburger Land blüht – Insekten willkommen“, die im Frühjahr 2018 gegründet wurde.
Die Besichtigung der Wallfahrtskirche Maria Hilf, deren Geschichte und Ausstattung von Erika Ortlieb erklärt wurde, gehörte ebenso zum Besuchsprogramm wie ein Abstecher zum Bahnhof. Bürgermeister Rudolf Schneider erklärte an der Baustelle des Bahnhofsgebäudes den Stand der Umbauarbeiten zu einem Vereinsheim für den Steinheber-Club und die Faschingsgesellschaft „Lecharia“, sowie die Pläne für eine Wohnanlage mit zwölf Wohnungen und Tiefgarage im kommunalen Wohnungsbau. Pronold erklärte, dass die Schaffung bezahlbaren Wohnraums für Normalbürger ein zentrales Thema der SPD sei und übte deutliche Kritik an der bayerischen Staatsregierung wegen des Verkaufs landeseigener Mietwohnungen. Mit dem Wohnungspakt Bayern können die Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte nicht aufgeholt werden. “Der Freistaat müsste 100.000 Wohnungen bauen“, forderte Pronold. Der Bürgermeister wies ihn auch auf die fehlende Barrierefreiheit des Bahnhaltepunktes hin und beklagte den schlechten Zustand des Bahnsteigs. Bei der Deutschen Bahn gehe in diesen Punkten seit Jahren nichts voran, sagte Schneider. Auch Florian Pronold kritisierte den viel zu schleppenden Ausbau kleinerer Bahnhöfe. „Dabei ist die Barrierefreiheit gerade im Hinblick auf die immer älter werdende Gesellschaft sehr wichtig“, sagte der Staatsekretär und verwies dabei auf die Zuständigkeit des Bundesverkehrsministeriums. „Der öffentliche Nahverkehr und der soziale Wohnungsbau haben oberste Priorität für Klosterlechfeld“, stellte Bürgermeister Schneider abschließend fest.