Hohen Besuch hatte das Hospiz Vilsbiburg Ende April: Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Deutschen Bundestag, MdB Florian Pronold besichtige zusammen mit Mitgliedern der Landkreis-SPD unter Leitung der Fraktionsvorsitzenden Ruth Müller das erste Hospiz Niederbayerns. Im Mittelpunkt der Gespräche standen unter anderem die Erfahrungen der Pflegekräfte und der Hospizverantwortlichen, die Bedürfnisse der Hospizbewohner sowie die schwierige Situation der Hospizfinanzierung.
Aufgrund der derzeitigen Rechtslage erstatten die Krankenkassen nur 90 Prozent der tatsächlich entstehenden Hospizkosten, zehn Prozent der Kosten hat der Träger des Hospizes, in dem Fall La.KUMed (Landshuter Kommunalunternehmen für medizinische Versorgung), zu tragen.
Weitere zusätzliche Kosten kommen auf den Träger des Hospizes ebenfalls zu: So legen Krankenkassen bei den Pflegesatzverhandlung lediglich eine 80-prozentige Belegung der Einrichtung zu Grunde und erreichen damit, dass nur ein Teil der tatsächlichen Personalkosten abgedeckt werden. Damit entstehen weitere nicht gedeckte Personalkosten, die den Träger über den zehnprozentigen Eigenanteil hinaus nochmals zusätzlich belasten. Zudem werden Angebote wie eine qualifizierte Atemtherapie oder eine psychologische Begleitung der todkranken Menschen von den Krankenkassen nicht berücksichtigt und müssen ausschließlich über zusätzliche Spenden finanziert werden.
„Da mehr als zehn Prozent der Kosten der Hospizversorgung aus Spenden generiert werden müssen, ist der Träger von der Spendenbereitschaft der Bevölkerung abhängig“, erläuterte Dr. Marlis Flieser- Hartl, Vorstandsvorsitzende von La.KUMed. „Dies ist auch der Grund, warum bisher private Betreiber kein Hospiz eröffnen, sondern nur gemeinnützige oder kommunale Träger die Hospiz- aufgabe übernehmen.“ Das Anliegen von La.KUMed – sowie wohl aller Hospizträger – ist, dass die tatsächlich anfallenden Kosten auch von den Krankenkassen vergütet werden. „Die Versorgung sterbender Menschen im Hospiz, auf die ein Rechtsanspruch nach dem Sozialgesetzgesetzbuch besteht, muss leistungsgerecht zu hundert Prozent vergütet werden“, lautet die Forderung von Dr. Flieser- Hartl.
„Bei der derzeitigen Vergütung durch die Krankenkassen besteht eine Unterdeckung der anfallenden Kosten von 28 Prozent, die über Spenden, die direkt an das Hospiz oder den Förderverein gehen, finanziert werden muss. Wenn Krankenkassen ausreichende Mittel in den Kassen haben, sollten zunächst die für die Versicherten erbrachten Leistungen auch vergütet werden.“
Als Bundespolitiker fühlte sich MdB Florian Pronold hier angesprochen und zeigte sich erstaunt von der Schilderung der finanziellen Umstände. Es könne nicht angehen, dass Pflegekosten von den Hospizen über Spenden eingebracht werden müssten. Die durchdachte und freundliche Ausstattung des Hospizes, das trotzdem sehr kostenbewusst gebaut wurde, beeindruckte den niederbayerischen Abgeordneten. „Gedanken über das Sterben und den Tod mache man sich meist erst, wenn man im eigenen Umfeld betroffen sei. Umso wichtiger sei es, dass die Politik im Landkreis Landshut erkannt habe, dass die Menschen in diesem letzten Lebensabschnitt eine besondere Begleitung brauchen und diese anbieten könne“, so Pronold.
„Der Landkreis Landshut und LaKUMed nehmen bei der medizinischen und pflegerischen Betreuung von schwerstkranken Bürgern eine Vorreiterposition ein“, lobte Fraktions-vorsitzende Ruth Müller das Engagement für die flächendeckende medizinische Versorgung und die gute Zusammenarbeit zwischen den Landkreis-Krankenhäusern mit den politischen Akteuren und den niedergelassenen Ärzten in der Region.
Von der umfassenden Betreuung und der guten Ausstattung des Hospizes konnten sich die Besucher am Samstag beim Rundgang selbst ein Bild machen. Die Pflegedienstleiterinnen Daniela Höschl und Sonja Krämer erläuterten in den Gesprächen anschaulich, dass sich das Leben im Hospiz nach den Bewohnern richtet: „Wir wollen den Bewohnern die Möglichkeit geben, ihre Tage möglichst schön zu gestalten.
Es wird auch gemeinsam gelacht und gefeiert.“ So gab es im Hospiz, das im Januar 2012 eröffnet wurde, beispielsweise bereits eine kleine Hochzeitsfeier, da die Tochter eines Hospizbewohners heiratete, oder auf Wunsch eines anderen Bewohners einen Cocktail-Abend. „Wichtig ist, dass die Bewohner und ihre Angehörigen im Hospiz einen Ort finden, an dem sie sich zuhause fühlen und an dem ihr Leiden gelindert wird, an dem sie Ruhe finden, aber auch ihr Tage genießen können“, so Daniela Höschl. „Das betreuende Team stellt die Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner in den Mittelpunkt, die liebevolle Pflege und die Zeit miteinander steht im Vordergrund.“
Zu der persönlichen Atmosphäre im Hospiz trägt auch bei, dass jeder Hospizbewohner persönliche Gegenstände mit ins Hospiz nehmen kann; ein Bewohner brachte beispielsweise seine Wellensittiche mit, ein anderer seine Carrera- Bahn. Familienmitglieder oder enge Freunde können ihre Angehörigen begleiten, für sie stehen unter anderem Gästezimmer zur Verfügung.
Die zehn Zimmer für Hospizbewohner sind hell und freundlich gestaltet, 28 Quadratmeter groß, verfügen über ein behindertengerechts Bad und bieten auch für Angehörige eine Übernachtungsmöglichkeit. Zusätzlich stehen ein spezielles Pflegebad und eine Küche, in der für die Bewohner auch ihr Lieblingsessen zubereitet werden kann, zur Verfügung. Ein großer Aufenthaltsbereich, ein ruhiger Garten sowie ein „Raum der Stille“ bieten vielfältige Möglichkeiten, sich auch außerhalb des Zimmers aufzuhalten.
Das Hospiz richtet sich im Wesentlichen an Patienten, die an einer unheilbaren Erkrankung leiden, bei der eine Heilung ausgeschlossen sowie eine palliative Versorgung notwendig ist und die lediglich eine begrenzte Lebenserwartung von Tagen, Wochen oder wenigen Monaten erwarten lässt. Das Hospiz Vilsbiburg ist das erste Hospiz Niederbayerns. Der Einzugsbereich erstreckt sich über Stadt und Landkreis Landshut, die Landkreise Dingolfing-Landau und Rottal-Inn sowie Teile der Landkreise Mühldorf, Altötting und Erding.