„Die Verlagerungsbestrebungen des Vorstands der E.ON AG bezüglich der Aufgabenbereiche des Competence Center Rechnungswesen in Regensburg nach Rumänien sind für mich völlig unverständlich. Die BayernSPD wird gemeinsam mit ver.di und dem Betriebsrat für die Arbeitsplätze bei E.ON Personal Direkt und Competence Center Rechnungswesen vor Ort in Regensburg und auch in ganz Bayern eintreten“ betonte der Bundestagsabgeordnete und SPD-Landesvorsitzende Florian Pronold.
Im Gespräch mit Vertretern der Gewerkschaft ver.di und Betriebsräten des E.ON Competence Center Rechnungswesen in Regensburg kritisierte er: „Es kann nicht sein, dass die verfehlte Unternehmenspolitik der Konzernentscheider durch die im Konzern beschäftigten Frauen und Männer sowie deren Familien bezahlt werden soll.“
„Auch die Bayerische Staatsregierung und das Wirtschaftsministerium ist gefordert, nicht nur Briefe zu schreiben, sondern aktiv für die Arbeitsplätze in Bayern einzutreten. Früher wäre vom Wirtschaftsminister ein Büro in Regensburg aufgemacht worden, um vor Ort für die Arbeitsplätze zu agieren. Die Reaktion des Wirtschaftsministers Zeil lässt heute leider deutlich zu wünschen übrig.“ so Pronold. Ver.di Bezirksgeschäftsführer Alexander Gröbner bekräftigt: „Wir werden um jeden Arbeitsplatz in Bayern kämpfen. Die zugesagte Unterstützung macht uns Mut, nicht aufzugeben und um die Existenzen der Frauen und Männer im CCR sowie deren Familien weiterhin zu ringen!“
Hintergrund:
Nachdem der Vorstand der E.ON AG den Wirtschaftsausschuss des Konzernbetriebsrats am 24. Mai 2012 informiert hatte, konnten die Beschäftigten im konzernweiten Intranet die Hiobsbotschaft hinsichtlich ihrer Zukunft lesen: E.ON verlagert 1.100 seiner weltweit 3.700 Stellen (davon 2.200 Stellen in Deutschland) im Personal- und Rechnungswesen in zwei neue „Business Service Center“, die in Cluj (Rumänien) und Berlin angesiedelt werden. In Berlin sollen sich 500 Mitarbeiter um die Personalverwaltung kümmern. In Cluj sollen 600 Mitarbeiter einfache Aufgaben des Rechnungswesens (Buchhaltung) erledigen. Zudem will E.ON weitere 1.200 der 3.700 Stellen im Personal- und Rechnungswesen ganz streichen.
In ganz Bayern fielen damit verteilt auf verschiedene Standorte insgesamt ca. 460 Stellen weg (CCR und E.ON Personal Direkt (EPD) München ca. 50, EPD Landshut 20, EPD Nürnberg 70). Nachdem E.ON bereits im letzten Jahr die Massenentlassungsanzeige für 368 Beschäftigte der E.ON Energie AG in München bei der Bundesagentur für Arbeit eingereicht hatte (der Standort wird am 30. Juni 2012 endgültig geschlossen), komme die am 24. Mai 2012 vorgestellte Maßnahme einem weiteren Aderlass des Konzerns gleich, erklärt Gröbner „Bedauerlicherweise nähern wir uns tatsächlich mit großen Schritten den rund 2.000 Stellen, die wir bereits im letzten Jahr in Bayern in Gefahr sahen – lieber hätte ich nicht recht behalten!“ so Gröbner
Besonders irritierend sei es laut Gröbner, dass die Beschäftigten noch in den letzten Wochen im CCR Regensburg mit Hochdruck an einem Pilotprojekt zur Verschlankung und Effizienzsteigerung von Prozessen (Lean-Projekt) gearbeitet hatten. „Es ist schon sehr ernüchternd, dass Beschäftigte aber auch Führungskräfte vom Konzernvorstand im Dunkeln gelassen werden. „Eiskalt werden hier Kapitalinteressen menschlichen Existenzen vorgezogen – das ist aus meiner Sicht ein wirklicher Skandal! Die wenigsten Beschäftigten werden in der Lage sein, nach Berlin oder Cluj umzuziehen. Außerdem will nach unseren Informationen der Konzernvorstand für Regensburg nicht einmal den kürzlich abgeschlossenen Tarifvertrag mit ver.di zur Anwendung bringen. Das wird unseren entschiedenen Widerstand zur Folge haben!“ kündigt Gröbner an.
E.ON hatte im August 2011 verkündet, von den weltweit rund 80.000 Arbeitsplätzen rund 11.000 Stellen einzusparen, um bis 2015 insgesamt rund 2,3 Mrd. Euro Kosten einzusparen. Nach ver.di Angaben entfielen rund 6.000 Stellen auf Deutschland und davon ca. 2.000 auf Bayern.