Wie die Zukunft der Mobilität aussehen könnte und welche Entwicklungen auf Bayern zu kommen werden, mit diesen Fragen beschäftigte sich der AK Umwelt, Energie und Klimaschutz der NiederbayernSPD. Als Referenten waren IFMO-Institutsleiterin Dr. Irene Feige, Institut für Mobilitätsforschung der BMW Group, und Florian Pronold MdB, Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion für die Bereiche Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Forschung, geladen.
Der SPD-Landesvorsitzende und niederbayerische SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Pronold machte deutlich, dass die Zukunftsfragen und Herausforderungen der Mobilität nur mittels eines Infrastrukturkonsens beantwortet werden können. „Dabei müssen aber die Bürgerinnen und Bürger von Anfang an mit einbezogen werden.“ verdeutlichte der SPD-Abgeordnete.
„Da der Güterverkehr zunehmen wird, müssen wir die Schienenwege ertüchtigen um dieses Güterverkehrswachstum umweltgerecht zu bewältigen. Proteste gegen Schienenverkehr neben Wohngebieten sind aber auch verständlich,“ erklärte Florian Pronold. Deswegen müssten Planungs- und Bauprozesse darauf abgestimmt werden die betroffenen Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen. „Wenn die Ziele deutlich und die Betroffenen involviert werden, wird eine größere Akzeptanz erreicht. Damit werden Verkehrs- und Bauvorhaben auch schneller umgesetzt.“ Überdies darf sich der viel gehegte Wunsch mehr für die Infrastruktur zu tun, nicht nur auf die Quantität beziehen, sondern müsse qualitative Verbesserungen beinhalten. „Dazu zählt beispielsweise der Lärmschutz, aber auch die benötigten Mittel bereitzustellen.“
Florian Pronold plädierte dafür die gegenwärtigen Bundesverkehrswegeplanung neu auszurichten und in eine verkehrsträgerübergreifende Bundesmobilitätsplanung zu überführen um die vorhandenen Investitionsmittel bestmöglich einsetzen zu können. „Dabei dürfen nicht Einzelprojekte isolierte betrachtet werden, sondern die Verkehrswege und – träger müssen aufeinander abgestimmt werden hin zu einer intermodalen Vernetzung. Die Planung darf sich aber nicht allein an einer dynamischen Stadtbevölkerung orientieren, sondern muss auch die Bedürfnisse der Menschen in ländlichen Regionen im Blick haben.“ Da Mobilität ein Grundbedürfnis der Menschen und unverzichtbar für den Zusammenhalt der Gesellschaft sei, müsse diese nachhaltig und für alle bezahlbar bleiben. „Verkehrspolitik ist also eine gesellschaftliche Aufgabe,“ konstatierte Florian Pronold.
Den Einfluss der Verkehrspolitik auf das alltägliche Leben, konnte auch Dr. Irene Feige aufzeigen. Bei allen vom IFMO-Institut erforschten Szenarien wird deutlich, dass Bildungsinvestitionen sowie Zuwanderung großen Einfluss haben. Entscheidend sind bei allen Szenarien eine verkehrsträgerübergreifende Zusammenarbeit und Planung sowie eine auf langfristige strategische Zielsetzungen ausgerichtete Verkehrspolitik für einen effektiven und effizienten Mitteleinsatz. Ebenso von Bedeutung sind die Bezahlbarkeit der Mobilität sowie die Verringerung des Ressourcenverbrauchs.
Dr. Irene Feige stellte die beiden Szenarien „Globale Dynamik“ und „Rasender Stillstand“ genauer vor. Je nach dem wie stark die Einflussfaktoren auftreten, komme es zu den jeweiligen Szenarien. Beim Szenario „Globale Dynamik“ boomt die Wirtschaft bedingt durch Investitionen in Bildung, Arbeitsmarkt und Integration, berichtete die IFMO-Institutsleiterin. Die Auswirkungen des demographischen Wandels wurden durch Zuwanderung gemildert. Die Verkehrspolitik plane verkehrsträgerübergreifend. Der Güterverkehr, speziell auf der Schiene, steigt in diesem Szenario stark an. „Insbesondere, wenn Interoperabilität bzw. Durchgängigkeit im europäischen Schienenverkehr realisiert werden kann, wird die Bedeutung der Schiene weiter wachsen,“ betonte Dr. Feige. „Die Binnenschifffahrt wird dabei eher zurückgehen.“ Bei deutlich gewandeltem und flexiblerem Mobilitätsverhalten nehme der Personenverkehr leicht zu. „Je nach Preis, Fahrzeit und Komfort wird das für den jeweiligen Weg optimale Verkehrsmittel gewählt.“
Eher das Gegenteil stellt das Szenario „Rasender Stillstand“ dar. „Dieses ist insgesamt von enormen Schwankungen geprägt,“ informierte Dr. Irene Feige. Aufgrund fehlender Investitionen beispielsweise in Bildung und Integration, ist in diesem Szenario von einer stark schrumpfenden Bevölkerung auszugehen. Durch eine schwache Wirtschaft bzw. eine schwankende Konjunktur können Infrastrukturinvestitionen nur je nach Kassenlage erfolgen. Dazu kommen extreme Wetterverhältnisse. Die zunehmende Urbanisierung verstärke die Auswirkungen in den strukturschwachen ländlichen Gebieten. „Dies führt zu einer zunehmenden regionalen Ungleichverteilung der Wirtschaftsleistung. Und aufgrund unzureichender Investitionen in Bildung und Integration geht die Schere der sozialen Unterschiede noch weiter auseinander,“ erklärte die IFMO-Leiterin. In diesem Szenario stagniert der Güterverkehr und verlagert sich eher auf die Straße. Der Personenverkehr ist sogar etwas rückläufig. Die Verkehrsmittel werden deshalb pragmatisch und kostenorientiert gewählt.
Florian Pronold und Dr. Irene Feige waren sich einig, dass aufgrund der aufgezeigten Entwicklungen bzw. Entwicklungsmöglichkeiten nachhaltige Infrastrukturinvestitionen sowie eine verkehrsträgerübergreifende Planung ausschlaggebend sind. „Verkehrspolitik beeinflusst die Lebensqualität der Menschen und ist zugleich eine wesentliche Triebfeder für die wirtschaftliche Entwicklung,“ zog Florian Pronold Resümee.